Kollaboration und Kommunikation
Grundlagen und Anwendungsbereiche kollaborativer Zusammenarbeit
Die digitale Transformation stellt Unternehmen und Projekte vor wachsende Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die effiziente Zusammenarbeit über Standorte, Teams und verschiedene Fachbereiche hinweg. Kollaboratives Arbeiten im digitalen Raum bietet hier eine vielversprechende Lösung, indem es den intensiven Austausch von Wissen, Ideen und Ressourcen in den Vordergrund stellt. Dies geht weit über herkömmliches Kooperieren hinaus, da die Stärken jedes Teammitglieds aktiv eingebracht werden, um Mehrwerte zu schaffen, die allein nicht zu erreichen wären (Lehner, 2021).
Für eine funktionierende Kollaboration sind grundlegende Anforderungen entscheidend: offene Kommunikation, Transparenz, Vertrauen und klare Strukturen. Diese Prinzipien bilden die Basis, um Abstimmungen zu vereinfachen, Missverständnisse zu vermeiden und eine gemeinsame Arbeitsweise zu etablieren.
Gerade in komplexen Projekten, wie dem MOONRISE-Projekt, zeigte sich die Bedeutung dieser Grundlagen deutlich. Die enge Verknüpfung von Arbeitsschritten und die häufige Abhängigkeit der Partner voneinander erforderten ein hohes Maß an Abstimmung und Flexibilität.
Um eine optimale Zusammenarbeit zu gewährleisten, wurde deshalb auf Basis von Anforderungserhebungen, Befragungen und Workshops ein auf das Projekt angepasstes Kollaborationskonzept bestehend aus verschiedenen Bausteinen erstellt.

Abbildung 1: Schematische Darstellung der Bestandteile des Interaktions- und Kollaborationskonzepts
Das Konzept diente der Schaffung eines grundlegenden Verständnisses der Zusammenarbeit im Projektverbund.
Ein wesentlicher Teil des Konzeptes war die kontinuierliche Evaluation der Kooperation, welche die gesamte Projektlaufzeit begleitete. Dadurch wurden wichtige Erkenntnisse gewonnen, etwa wie entscheidend die Definition einer gemeinsamen „Sprache“ und das frühzeitige Kennenlernen der Kompetenzen aller Partner sind. Die Erfahrungen in MOONRISE zeigen, dass Kollaboration keine Selbstverständlichkeit ist, sondern durch Planung und kontinuierliche Reflektion der Vorgehensweisen gezielt gefördert werden muss. Das gilt auch für die ausgewählten Kooperationstools.
Digitale Tools als Schlüssel zur Umsetzung
Der Einsatz von Online-Kollaborationstools ist heute unverzichtbar, um die Anforderungen moderner Zusammenarbeit zu erfüllen. Digitale Software ermöglicht es, über geografische und organisatorische Grenzen hinweg zu kommunizieren, gemeinsam zu arbeiten und Wissen zu teilen (Axmann und Harmoko, 2021).
Im MOONRISE-Projekt wurde deutlich, dass digitale Werkzeuge nicht nur die Flexibilität und Transparenz fördern, sondern auch die Effizienz und Struktur der Arbeitsprozesse erheblich verbessern können. Dies war besonders relevant, da das Projekt nicht nur mit geografisch verteilten Standorten, sondern auch mit den Herausforderungen der Pandemie umgehen musste, die persönliche Treffen und klassische Abstimmungswege stark einschränkte.
Damit digitale Tools ihren vollen Nutzen entfalten können, ist es entscheidend, das für den jeweiligen Anwendungsbereich am besten geeignete Tool auszuwählen und dieses gezielt und effektiv einzusetzen. Die Tools erfüllen je nach Anwendungsbereich unterschiedliche Funktionen: Erleichtern regelmäßiger Abstimmungen und informellem Austausch, Planung und Fortschrittskontrolle zentrale Datenspeicherung oder dezentrale Zusammenarbeit in Echtzeit.
Bei der Projektarbeit zeigte sich, wie wichtig es ist, vor der Auswahl von Tools die spezifischen Anforderungen der Beteiligten an eine gemeinsame Kollaboration zu erheben, um diese als Grundlage der Zusammenarbeit nutzen zu können. Ebenso wichtig erwiesen sich Disziplin bei und klare Kommunikation über die Nutzung, um die Zusammenarbeit über einen langen Zeitraum effektiv zu gestalten. Regelmäßiges Feedback spielte dabei eine zentrale Rolle, um zu bewerten, ob die aktuelle Kollaborationsstrategie weiterhin zur jeweiligen Projektphase passt oder angepasst werden muss.
Die Recherchearbeit zu digitaler Kollaborationssoftware während des Projektes führte darüber hinaus zur Veröffentlichung einer fünfteiligen eBook Serie mit Informationen über aktuelle Softwarefunktionen.
Social Networking Tools sind digitale Plattformen und Softwarelösungen, die gezielt entwickelt wurden, um den internen Austausch, die Zusammenarbeit und die Kommunikation innerhalb von Unternehmen zu fördern.
Die Vorteile der Nutzung von Social Networking Tools:
• Effiziente Kommunikation und Zusammenarbeit: Teams können sich in Echtzeit austauschen, was schnellere Entscheidungen und reibungslosere Abläufe ermöglicht.
• Einfacherer Wissenstransfer: Informationen werden zentral gespeichert und langfristig verfügbar gemacht, sodass alle Mitarbeitenden leicht darauf zugreifen können.
• Mehr Transparenz und Sichtbarkeit: Aufgaben und Projekte sind klar einsehbar, wodurch Missverständnisse vermieden und Informationslücken geschlossen werden.
• Flexibler Zugang: Die Tools sind ortsunabhängig nutzbar und eignen sich ideal für hybride oder remote Arbeitsmodelle.
• Stärkung des Gemeinschaftsgefühls: Mitarbeitende können sich leichter vernetzen und austauschen, auch über Abteilungs- und Standortgrenzen hinweg, was die Unternehmenskultur stärkt.
Im MOONRISE-Projekt wurde HUMHUB aufgrund seiner Open-Source-Verfügbarkeit und des starken Datenschutzfokus als Social-Networking-Tool ausgewählt. Rückblickend blieb die Nutzung jedoch gering, da der Mehrwert für die Projektarbeit von vielen nicht erkannt wurde und die Kollaboration über andere Kanäle stattfand.
Für den zukünftigen Einsatz solcher Plattformen müsste ihr Nutzen klarer vermittelt und die Nutzung gezielt gefördert werden, um ihren Mehrwert für Austausch und Vernetzung zu steigern.
Videomeeting Tools sind digitale Anwendungen, die Teams ermöglichen, sich virtuell in Echtzeit zu treffen. Sie haben sich als unverzichtbare Werkzeuge für die moderne Arbeitswelt etabliert, da sie eine nahtlose Zusammenarbeit über geografische Distanzen hinweg ermöglichen. Besonders in einer Zeit, in der Remote- und hybride Arbeitsmodelle immer mehr an Bedeutung gewinnen, bieten diese Tools die nötige Flexibilität, um effektiv zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. Sie fördern nicht nur den Austausch von Ideen und Informationen, sondern tragen auch dazu bei, das Gemeinschaftsgefühl in verteilten Teams zu stärken.
Die Vorteile der Nutzung von Videomeetingtools:
- Videokonferenzen und Audioanrufe: Direkte Kommunikation in Echtzeit stärkt den zwischenmenschlichen Austausch.
- Bildschirmfreigabe und Präsentationen: Inhalte können visuell geteilt und effektiv präsentiert werden.
- Chat und Nachrichten: Ergänzende Kommunikationskanäle erleichtern den Austausch während oder außerhalb von Meetings.
- Aufnahme und Protokollierung: Sitzungen können aufgezeichnet werden, um später darauf zurückzugreifen.
- Virtuelle Whiteboards und Anmerkungs-Tools: Ideen können gemeinsam visualisiert und bearbeitet werden.
- Breakout-Räume: Kleingruppendiskussionen innerhalb eines Meetings fördern fokussiertes Arbeiten.
- Integration mit anderen Tools: Die nahtlose Verbindung mit Kalender-, Projektmanagement- oder Kollaborationstools sorgt für einen reibungslosen Workflow.
Im MOONRISE-Projekt wurde die Software Big Blue Button, sowie auch teilweise Microsoft Teams parallel genutzt. Dies ermöglichte Flexibilität bei technischen Problemen und sorgte für stabile Kommunikation. Um Probleme in der Absprache der Nutzung zu vermeiden, empfiehlt sich für zukünftige Projekte jedoch die Nutzung einer einheitliche Videoplattform.
Cloudworking Kollaborationstools sind Online-Plattformen und Anwendungen, die in der Cloud betrieben werden, um Teams und Mitarbeitenden eine nahtlose Zusammenarbeit, effiziente Kommunikation und den ortsunabhängigen Zugriff auf gemeinsame Ressourcen zu ermöglichen. Durch die zentrale Speicherung von Daten in der Cloud und deren weltweiten Zugriff sind diese Tools besonders für Remote- und Hybrid-Arbeitsmodelle geeignet und unterstützen moderne Arbeitsweisen optimal.
Die Vorteile der Nutzung von Cloudworking Tools:
- Zugriff von überall: Mitarbeitende können unabhängig von ihrem Standort und Endgerät auf Dokumente, Projekte und Kommunikationskanäle zugreifen, solange sie über eine Internetverbindung verfügen.
- Echtzeit-Zusammenarbeit: Teams können simultan an Dokumenten arbeiten, wobei Änderungen sofort synchronisiert werden, sodass alle stets mit der aktuellen Version arbeiten.
- Zentrale Speicherung und Datensicherheit: Dateien und Projekte werden in der Cloud gespeichert, wodurch automatische Backups und moderne Sicherheitsmaßnahmen, wie Verschlüsselung, für einen zuverlässigen Schutz sorgen.
- Integration mit anderen Tools: Diese Plattformen lassen sich nahtlos mit weiteren Anwendungen wie Kalendern, Aufgaben- und Projektmanagement-Software oder CRM-Systemen verbinden, um Arbeitsprozesse effizient zu gestalten.
- Skalierbarkeit und Flexibilität: Cloudworking Tools können an den wachsenden Bedarf eines Unternehmens angepasst werden, indem zusätzliche Nutzer oder Funktionen bei Bedarf problemlos hinzugefügt werden.
Im MOONRISE-Projekt erwies sich Nextcloud als unverzichtbares Cloudworking-Tool. Es ermöglichte die zentrale Ablage von Daten, paralleles Arbeiten an Dokumenten und eine transparente Einsicht in den Projektstand. Besonders bei einer Vielzahl von Projektpartnern zeigte sich, dass ein gemeinsamer Speicherort essentiell ist, um die Zusammenarbeit effizient und übersichtlich zu gestalten.
Projektmanagement Kollaborationstools sind visuelle Management- und Planungssysteme, die Teams dabei unterstützen, Projekte effizient zu planen, zu organisieren und gemeinsam umzusetzen. Sie bieten Funktionen wie Aufgabenverteilung, Terminplanung, Kommunikation und Fortschrittsverfolgung, wodurch die Zusammenarbeit über Abteilungen und Standorte hinweg erheblich erleichtert wird. Mithilfe von Funktionen wie beispielsweise „Karten“ können Aufgaben klar definiert, terminiert und einzelnen Teammitgliedern zugewiesen werden. Diese Tools sind besonders in der Umsetzungsphase eine wertvolle Ergänzung zum Projektplan, da sie konkrete Aufgaben strukturiert und übersichtlich abbilden.
Die Vorteile der Nutzung von Projektmanagement Tools:
- Effiziente Aufgabenverteilung: Aufgaben können klar definiert, priorisiert und den richtigen Teammitgliedern zugewiesen werden, was die Produktivität steigert.
- Transparente Terminplanung: Deadlines und Meilensteine werden zentral organisiert, sodass alle Teammitglieder stets den Überblick behalten.
- Verbesserte Zusammenarbeit: Teams können standortübergreifend in Echtzeit kommunizieren, Fortschritte teilen und gemeinsam an Projekten arbeiten.
- Nachvollziehbare Fortschrittsverfolgung: Der Projektstatus ist jederzeit sichtbar, sodass Engpässe frühzeitig erkannt und bearbeitet werden können.
- Visuelle Übersicht: Durch die Nutzung von Boards, Karten oder Gantt-Diagrammen können Projekte übersichtlich und intuitiv strukturiert werden.
- Flexibilität in der Umsetzungsphase: Die Tools ergänzen klassische Projektpläne und helfen dabei, konkrete Aufgaben und To-Dos in der Umsetzung besser zu managen.
- Zentrale Datenablage: Alle wichtigen Projektdaten, Dokumente und Kommunikation sind an einem Ort gespeichert, was den Zugriff erleichtert und Doppelarbeit vermeidet.
Im MOONRISE-Projekt wurde sich zu Beginn auf die einheitliche Nutzung des Projektmanagement-Tools OpenProject geeinigt. Im Laufe des Projektes, kam es aufgrund unterschiedlicher Arbeitsgewohnheiten der Projektmitglieder jedoch zunehmend auch zu der Nutzung von anderen Projektmanagementtools. Da innerhalb der jeweiligen Teilprojekte aber einheitliche Lösungen verwendet wurden und außerdem ein regelmäßiger Austausch über den aktuellen Arbeitsstand stattfand, ergaben sich daraus keine nennenswerten Schwierigkeiten. Der Einsatz dieser Tools trug wesentlich dazu bei, Aufgaben übersichtlich zu organisieren, den Überblick über To-Dos zu behalten und die Arbeitsprozesse effektiv zu strukturieren.
Whiteboarding Kollaborationstools sind digitale Anwendungen, die ein virtuelles Whiteboard bereitstellen, auf dem Teams in Echtzeit gemeinsam Ideen, Konzepte und visuelle Inhalte entwickeln und teilen können. Sie simulieren ein physisches Whiteboard und bieten Funktionen wie freies Zeichnen, das Hinzufügen von Text, Formen und Multimedia-Inhalten. Besonders hilfreich sind diese Tools für Brainstorming-Sessions, Planungsmeetings, Design-Thinking-Workshops und strategische Visualisierungen, da sie eine flexible und kreative Entwicklung von Ideen ermöglichen.
Die Vorteile der Nutzung von Whiteboarding Tools:
- Echtzeit-Zusammenarbeit: Teams können gleichzeitig am selben virtuellen Whiteboard arbeiten, unabhängig von ihrem Standort, was den kreativen Austausch erleichtert.
- Visuelle Darstellung von Ideen: Komplexe Konzepte und Gedanken können durch Zeichnungen, Diagramme und Multimedia-Inhalte verständlicher dargestellt werden.
- Flexibilität und Kreativität: Nutzer können frei zeichnen, Text hinzufügen, Formen erstellen oder Inhalte flexibel anpassen, was den kreativen Prozess unterstützt.
- Zentralisierte Speicherung: Alle erstellten Inhalte werden digital gespeichert und sind jederzeit abrufbar, wodurch der Verlust von Ideen vermieden wird.
- Anpassungsfähigkeit an verschiedene Szenarien: Ob Brainstorming, Planung oder strategische Visualisierung – die Tools lassen sich für unterschiedlichste Anforderungen einsetzen.
- Erleichterte Zusammenarbeit in Workshops: Besonders bei Design-Thinking-Workshops oder Planungsmeetings fördern sie eine strukturierte und interaktive Arbeit an Ideen.
- Integration mit anderen Tools: Oft lassen sich Whiteboards in Projektmanagement- oder Kommunikationsplattformen integrieren, was die Zusammenarbeit weiter verbessert.
Im MOONRISE-Projekt wurde für die Workshoparbeit vor allem Miro als Whiteboarding-Tool eingesetzt. Es bot sich sowohl für digitale als auch für Vor-Ort-Workshops an, da es eine flexible und intuitive Möglichkeit schaffte, Ideen visuell darzustellen und gemeinsam an Konzepten zu arbeiten. Ein besonderer Vorteil war, dass alle Ergebnisse direkt digitalisiert vorlagen, was die Nachbereitung und Weiterverarbeitung erheblich erleichterte und die Effizienz der Zusammenarbeit steigerte.
Literatur
• Axmann, B. & Harmoko, H. (2021). Herausforderungen bei der Einführung neuer digitaler Technologien bei KMU Teil 1. Am Beispiel der Künstlichen Intelligenz. Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb, 116 (4), 269–271. https://doi.org/10.1515/zwf-2021-0040
• Lehner, F. (2021). Wissensmanagement: Grundlagen, Methoden und technische Unterstützung. Carl Hanser Verlag GmbH Co KG.