Digitalisierung in der Produktion am Beispiel der Textilindustrie: Ziele, Technologien, Erfahrungen
Um heutzutage als produzierendes Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben, ist die Digitalisierung essenziell. Die Digitalisierung in der Produktion kann helfen, Herausforderungen wie Qualitätsanspruch, Kostendruck, Fachkräfte, Marktlücke und Kommunikation gleichzeitig zu meistern. Viele produzierende Unternehmen kommen jedoch aus traditionellen Industrien, wo neue digitale Methoden auf analoge Welten treffen. Doch wie kann die Digitalisierung in Traditionsbranchen gelingen? Das wollen wir in diesem Beitrag anhand der Textilindustrie näher betrachten. Wir schauen uns konkrete Digitalisierungsprojekte und Erfahrungen aus der Textilindustrie an.
Digitalisierung in der Produktion
Die Digitalisierung wird immer wichtiger und gerade Software nimmt in der Produktion eine bedeutsame Rolle ein. Spezialhardware, die speziell für einzelne Aufgaben angefertigt wird, ist teuer und träge. Dahingegen ist allgemeine Hardware, die mithilfe von anpassbarer Software betrieben wird, kostensparend und flexibel. Die Automobilbranche macht es vor: Rund 90 % der Innovationen bei Autos entstehen durch Software. Alle Unternehmen werden in Zukunft auch Softwareunternehmen sein müssen, ob sie wollen oder nicht. Das bestätigt auch der CEO von General Electric, Jeffrey R. Immelt, mit den Worten: „Industrial companies are in the information business whether they want to be or not“.
Die Möglichkeiten der IT entwickeln sich rasant und es ist nicht so einfach, auf dem neuesten Stand der Entwicklung zu bleiben. Wichtig ist, mit ersten kleinen Schritten in Richtung Digitalisierung in der Produktion und Industrie 4.0 anzufangen.
Der Fertigungsarbeitsplatz ist immer noch stark papierbasiert
Wirft man einen Blick ins Büro, so ist die Büroarbeit heutzutage schon weitgehend digitalisiert und befindet sich auf einem guten Weg. In der Fertigung sieht das leider etwas anders aus: Der Fertigungsarbeitsplatz ist immer noch stark papierbasiert und wichtige Dokumente wie Arbeitsanweisungen, Fertigungsaufträge oder Produktdatenblätter sind immer noch nicht in digitaler Form verfügbar. Dabei ist die Digitalisierung von Dokumenten und Prozessen nur ein kleiner Schritt in Richtung Industrie 4.0. Am Ende steht ein selbstoptimierendes System, welches transparent, vorausschauend und besonders effizient arbeitet.
Datenerfassung und Manufacturing Execution Systems (MES)
Die Erfassung von Daten aus verschiedensten Bereichen der Produktion ist ein wichtiger Bestandteil der Digitalisierung in der Produktion. Die Optimierung von Produktionsprozessen zur Vermeidung von Fehlern und Ineffizienz setzt Transparenz und eine Datenbasis voraus. Das Manufacturing Execution System (MES) spielt eine wichtige Rolle für die Fertigungssteuerung. Das MES fungiert als Bindeglied zwischen ERP-System und operativen Ebenen der Produktion und liefert eine ganzheitliche Sicht auf den Fertigungs- und Auftragsstatus.
Produktions-IT sollte inhouse bleiben
Die Digitalisierung in der Produktion ist keine einfache Aufgabe und viele Akteure greifen letztendlich auf Software as a Service und die Cloud-Lösung zurück. Allerdings ist es wichtig, genau zu prüfen, wann ein solches Outsourcing Sinn macht. Die Produktions-IT sollte nach Möglichkeit weitgehend inhouse bleiben, um so den möglichen Zugriff von außen zu verhindern und IT-Sicherheit zu gewährleisten.
Digitalisierung in der Industrie am Beispiel der Textilbranche
Bei Textil denken wir meist an Fast-Fashion und Menschen, die an Nähmaschinen sitzen. Allerdings macht das Branchensegment Bekleidung nur rund 10 % aus, so Anke Pfau vom Verband der Nord-ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V. (VTI). Heim- und Haustextilien machen demnach rund 30 % aus und das größte Branchensegment bilden die technischen Textilien mit 60 %. Die Textilien werden dann u.a. in den Bereichen Mobilität, Maschinenbau, Pharma oder auch in der Landwirtschaft etc. eingesetzt.
Die Digitalisierung in der Textilindustrie ist gerade im Hinblick auf den branchenübergreifenden Einsatz von Textilien wichtig und es müssen entsprechende Schnittstellen geschaffen werden. Digitalisierung in der Textilindustrie bedeutet, dass Daten und algorithmische Systeme verwendet werden, um neue oder verbesserte Prozesse, Produkte und Geschäftsmodelle zu erschaffen.
Wichtige Dimensionen der Digitalisierung in der Produktion sind unter anderem:
- Digitale Produkte
- Digitale Prozesse
- Digitale Vernetzung
- Digitale Geschäftsmodelle
Digitale Produkte in der Textilindustrie
Ein großartiges Beispiel für ein digitales Produkt in der Textilindustrie ist der textil trainer. Der textil trainer ist eine digitale Lernplattform, welche textiles Grundlagenwissen für einen erfolgreichen Brancheneinstieg vermittelt. Die Lernplattform wurde für Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Mitarbeitende, Quereinsteigende, Auszubildende, Branchenfremde sowie Textilbegeisterte entwickelt und ist zudem kostenfrei.
Digitale Prozesse in der Textilindustrie
In der Textilindustrie lassen sich viele Prozesse digitalisieren. So lässt sich beispielsweise die Entwicklung von Bindungen (Prototyping) oder auch die Schnittkonstruktion digital mit spezieller Software durchführen. Hier liegt der Fokus insbesondere auf dem technischen Aspekt der Produktion und dem Produktentwickler kann so die Arbeit vereinfacht werden.
Zudem ist die Datenerfassung und vor allem die Datenauswertung äußerst relevant im Rahmen der Digitalisierung in der Produktion. Die Kunst ist es, dem Bediener der jeweiligen Produktionsmaschine die relevanten Daten an die Hand zu geben, um seine Arbeit zu vereinfachen und effizienter zu gestalten.
Digitale Vernetzung in der Textilindustrie
Zur Digitalisierung in der Textilindustrie gehört auch die Nutzung der sozialen Netzwerke wie LinkedIn oder auch Instagram. So teilt der Verband der Nord-ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V. (VTI) auf LinkedIn beispielsweise regelmäßig Neuigkeiten aus der Branche und teilt branchenrelevante Informationen. Instagram wurde von dem Verband auch schon erfolgreich zur Gewinnung von Auszubildenden genutzt. So können die verschiedenen Zielgruppen dort abgeholt werden, wo sie auch wirklich sind.
Digitale Geschäftsmodelle
Die Digitalisierung hat auch in der Textilindustrie digitale Geschäftsmodelle hervorgebracht. Darunter unter anderem klassische Online-Shops, in denen Kunden ihre Produkte selbst konfigurieren und zusammenstellen können oder auch digitale Vertriebswege, über die Kunden reaktiviert und auf dem Laufenden gehalten werden.
Beispiele für digitale Geschäftsmodelle in der Textilindustrie sind unter anderem:
- Sachsen Fahnen GmbH & Co. KG
- Abraham Dürninger & Co GmbH
- VOWALON Beschichtung GmbH Treuen
- Friedrich Seidel GmbH
- FSE Franz Schäfer Etiketten GmbH
Fazit: Digitalisierung in der Produktion als Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit
Die Relevanz der Digitalisierung in der Produktion ist unbestreitbar. Unternehmen aus traditionellen Industrien, wie der Textilindustrie, stehen vor der Herausforderung, ihre Prozesse zu transformieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Softwarelösungen und digitale Technologien können helfen, diesen Wandel zu meistern und gleichzeitig die Qualität und Effizienz zu erhöhen. Trotz der gegenwärtigen Herausforderungen, wie der noch stark papierbasierten Fertigungsarbeitsplätze und der Notwendigkeit, die IT-Sicherheit zu gewährleisten, zeigt der Trend klar in Richtung einer digitalen Zukunft.