Online-Dialog: Mobiles Arbeiten in der Produktion
Am Dienstag, 22. November 2022, organisierten der IT-Cluster Oberfranken e.V. und der SüdWestSachsen Digital e.V. für das Projekt MOONRISE den Online-Dialog zum Thema „Mobiles Arbeiten in der Produktion“. Über 30 Teilnehmende fanden sich zusammen, um den Referent:innen Susanne Purucker, Hochschule Hof, Stefan Balduf, Geschäftsführer Favendo GmbH, Simon Gesierich, Vogler Engineering GmbH, Lisanne Vetter, Vertriebsleiterin mastersolution AG sowie Prof. Dr. René Peinl, Leiter vom Institut für Informationssysteme an der Hochschule Hof und Projektleiter bei MOONRISE, bei ihren Vorträgen unter anderem über RTLS, Mobile Devices und VR-Technologie zu lauschen.
Einen ersten Einblick in das Thema gab Susanne Purucker. Anhand mehrerer Beispiele formte die strategische Gestalterin der Hochschule Hof ein tieferes Verständnis für den Ausdruck „Mobiles Arbeiten“ und gab den Zuhörenden einen ersten Einblick in die zahlreichen Möglichkeiten und Formen mobiler Arbeit, die auch in den weiteren Vorträgen eine Rolle spielen sollten.
Nachfolgend gab Stefan Balduf einen Überblick über RTLS – Real Time Location Systems in der Industrie 4.0. Als Geschäftsführer der Favendo GmbH, dem Hersteller einer Soft- und Hardware für hochleistungsfähige RTLS, berichtete Balduf aus erster Hand über die Vorteile solcher Echtzeitortungs-Systeme. Er erklärte, dass die Sicherheit am Arbeitsplatz sowie die Produktivität der Mitarbeiter:innen erhöht werden könne. Zudem würden RTLS die operative Effizienz und Prozessqualität steigern und Arbeitgeber:innen hätten einen besseren Überblick über die Gesundheit der Angestellten. Darüber hinaus seien solche Systeme, die zum Beispiel in einem kleinen Transponder verbaut werden können, ein perfekter Diebstahlschutz. Alles in allem sind diese modernen, innovativen Ortungsgeräte also ein zukunftsfähiges System, das für unzählige Anwendungsfälle skalierbar ist.
Im dritten Vortrag erörterte Simon Gesierich von Vogler Engineering GmbH seine Learnings aus diesem Bereich. Die Firma setzt Mobile Devices als Benutzungsschnittstelle zwischen Mensch und Technologie ein, um zum Beispiel frühzeitig einen Stillstand oder Defekt einer Maschine zu erkennen. Das spart Zeit und Geld. Das System ist außerdem konfigurierbar und auf Handy, Tablet oder Smartwatch einsetzbar. Eine Flexibilität, die es Vogler engineering ermöglicht ihr System noch weiter zu verbessern und anzupassen. In der Praxis stellte sich nämlich unter anderem heraus, dass Wearables wie SmartWatches in der Produktion nicht so beliebt sind wie gedacht. Laut Gesierich sei die digitale Uhr für Angestellte eher störend am Handgelenk und durch das kleine Display zu unübersichtlich.
Auch Lisanne Vetter, Vertriebsleiterin bei mastersolutions AG, berichtete aus der Arbeitswelt von einem Projekt bei einem Automobilzulieferer, der auf der Suche nach praxisnahen Schulungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten in seiner Produktionshalle war. Das Unternehmen versorgte daraufhin ihren Kunden mit mobilen Informationssystemen direkt an den Maschinen. Dazu wurde die Produktionshalle in verschiedene Bereiche eingeteilt. Der:die Arbeiter:in kann sich mithilfe eines Tablets über Tracking automatisch in den einzelnen Zonen entsprechenden Inhalte anzeigen lassen. Dabei wird die Informationsvermittlung durch Bilder und Schulungsvideos aus Anwenderperspektive erweitert und eventuelle sprachliche Barriere überwunden. Ein Stichwort an dieser Stelle waren AR-/VR-Inhalte, mit denen sich unter anderem der nachfolgende Vortrag tiefergehend beschäftigte.
Bevor Prof. Dr. René Peinl über die Vor- und Nachteile von VR referierte, sprach der Leiter vom Institut für Informationssysteme an der Hochschule Hof und Projektleiter bei MOONRISE über den Benefit von Mikroschulungen in der Weiterbildung von Mitarbeiter:innen. Um nicht mit veraltetem Schulungsmaterial konfrontiert zu sein, den Aufwand so gering wie möglich zu halten und dabei dennoch situationsspezifische und komplexe Wissensvermittlung bieten zu können, seien kurze Lerneinschübe langen Schulungseinheiten vorzuziehen. Der Professor empfahl dreimal wöchentlich 20 Minuten in den Arbeitsalltag zu integrieren. Durch diese ständige Wiederholung würde sich das Wissen zudem dauerhaft zu verankern. Solche Einheiten könnten auch aus Videos bestehen, da diese „den Zeitgeist treffen“, erläuterte Peinl.
Am besten eignen sich dafür entweder Filme aus der Ego-Perspektive, die mit wenig Aufwand direkt die Abläufe aus der Sicht des Mitarbeitenden zeigen oder VR-Videos. Diese sind zwar in der Erstellung deutlich aufwendiger und teurer, allerdings ist auch der Lernerfolg deutlich besser. Gegenüber dem passiven Konsumieren von Videos bringt die immersive Erfahrung mittels VR-Gerät den Lernenden dazu aktiv mitzuarbeiten und kann vor allem für gefährliche Schulungen oder schwer nachzustellende reale Situationen die Lösung sein. Der Online-Dialog endete mit einem Ausblick auf die Zukunft: Mobiles Arbeiten mit Mixed Reality. Zukünftig könnten Angestellte durch VR-Brillen mit RGB Passthrough die reale Umgebung erweitert durch digitale Elemente sehen und darin agieren.