Methoden zur Qualifizierung

Eine zentrale Herausforderung im Wissensmanagement besteht in der Entscheidung über die Art der Wissensverteilung. Unternehmen müssen nach der Identifikation relevanter Wissensinhalte prüfen, welche Methoden sich am besten eignen, um dieses Wissen effizient und nachhaltig an die Mitarbeitenden zu vermitteln. Dabei gilt es, aus einer Vielzahl von Instrumenten zu wählen, die je nach organisatorischen Anforderungen und Rahmenbedingungen eingesetzt werden können (Voigt, 2016).
Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) profitieren von praxisnahen und erprobten Methoden, die nicht nur Wissen transferieren, sondern auch die Qualifizierung der Mitarbeitenden fördern.

Im Projekt MOONRISE kamen situativ verschiedene Methoden des Wissenstransfers zum Einsatz, um Wissensaustausch und Qualifizierung in den beteiligten Unternehmen zu fördern. Unternehmensspezifische Wikis wurden eingeführt, um Fachwissen zu dokumentieren und zugänglich zu machen. Mailinglisten, Diskussionsforen und Blogs erleichterten den Austausch zwischen den Projektpartnern. In Projekttreffen förderten Knowledge Cafés den Dialog und die Vernetzung in entspannter Atmosphäre. Zudem wurden Schulungsmaßnahmen entwickelt, die unterschiedliche Formate wie interaktive Workshops, WBTs, Online-Quizze und Lernvideos kombinierten.
Das Zusammenspiel dieser Methoden trug entscheidend dazu bei, die Wissensbasis in den beteiligten Unternehmen zu stärken. Die Vielfalt an Formaten ermöglichte es, die Inhalte praxisnah und flexibel an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden anzupassen und legten die Basis für nachhaltige Wissensnutzung.

Im Folgenden wird alphabetisch geordnete Übersicht ausgewählter Methoden vorgestellt. Diese Übersicht umfasst sowohl traditionelle als auch innovative, technologiegestützte Formate, die auf die Anforderungen moderner Arbeitswelten zugeschnitten sind.

Die Auswahl der richtigen Methode hängt von den spezifischen Anforderungen des Unternehmens ab. Eine durchdachte Kombination verschiedener Ansätze kann dabei helfen, sowohl Wissensspeicherung als auch -vermittlung nachhaltig zu gestalten.

Methoden des Wissenstransfers und der Qualifizierung (alphabetisch sortiert)

  • Audioaufzeichnungen & Podcast
    Wissen wird in auditiver Form bereitgestellt. Podcasts können flexibel abgerufen werden, z. B. während Reisen oder im Homeoffice.
  • Blog (Weblogs)
    Plattformen zur Dokumentation und Diskussion von Erfahrungen, Projekten und Best Practices, nutzbar sowohl intern als auch extern.
  • Chat
    Schnelle und unkomplizierte Kommunikation für Wissensaustausch oder Klärung von Fragen, z. B. über Instant-Messaging-Dienste.
  • Coaching und Mentoring
    Individuelle Betreuung durch erfahrene Mitarbeitende oder externe Fachkräfte, um gezielten Wissenstransfer und persönliche Weiterentwicklung zu fördern.
  • Diskussionsforum
    Virtuelle Foren bieten Raum für vertiefte Diskussionen zu spezifischen Themen und fördern den Ideenaustausch.
  • E-Mail und Mailinglisten
    Klassische Methoden zur Informationsverbreitung und zur Förderung von Gruppendiskussionen.

Im Projekt MOONRISE wurde zur Unterstützung des kontinuierlichen Austauschs auf E-Mails und Mailinglisten gesetzt. Diese Methoden erwiesen sich als besonders effektiv, um alle Projektpartner zuverlässig zu erreichen und Informationen effizient zu teilen. Durch den strukturierten Einsatz dieser Kommunikationsmittel konnte sichergestellt werden, dass relevante Inhalte zeitnah und nachvollziehbar verteilt wurden, was den Wissensaustausch im Projekt wesentlich erleichterte.

  • Gamification
    Integration spielerischer Elemente wie Punktesysteme, Ranglisten oder Belohnungen, um Motivation und Engagement zu steigern.
  • Interaktive Whiteboards
    Digitale Werkzeuge wie Smartboards, die die gemeinsame Bearbeitung von Inhalten in Echtzeit ermöglichen.

Im Projekt MOONRISE kamen interaktive Whiteboards als zentrales Medium für kollaboratives Arbeiten zum Einsatz. Besonders in hybriden und virtuellen Meetings, aber auch in Präsenzveranstaltungen, haben sie sich als äußerst effektiv erwiesen, um Wissen zu sammeln und zu transferieren. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber analogen Methoden war die einfache und direkte Dokumentation der erarbeiteten Inhalte, die eine schnelle Nachbereitung und Weiterverwendung ermöglichte. So konnten Whiteboards den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit im Projekt nachhaltig unterstützen.

  • Lernplattformen
    Digitale Plattformen bieten Zugang zu Lernressourcen und verfolgen den individuellen Lernfortschritt.
  • Lernvideo/Videocast
    Anschauliche und visuelle Wissensvermittlung durch Videos. Videocasts erweitern das Format mit regelmäßigen Episoden.
  • Microblogs
    Kurze Beiträge zu spezifischen Themen, die auf internen Plattformen geteilt werden können.
  • Micro Learning
    Kurze, leicht verdauliche Lerneinheiten, die über Apps, Plattformen oder Videos bereitgestellt werden.
  • Online-Quiz
    Interaktive Formate, um Wissen abzufragen und gleichzeitig Lernfortschritte zu überprüfen.

Im Projekt MOONRISE wurden Quizzes als integraler Bestandteil von Web-Based Trainings (WBTs) eingesetzt, um das Wissen der Teilnehmenden zu überprüfen und den Lernfortschritt zu evaluieren. In der Evaluation der Schulungsunterlagen wurde besonders der interaktive und anregende Charakter dieser Methode hervorgehoben. Die Teilnehmenden schätzten die Möglichkeit, ihr eigenes Wissen direkt zu überprüfen und gezielt an Schwächen zu arbeiten. Die Evaluation bestätigte somit die Eignung von Quizzes als effektives Werkzeug zur Unterstützung des Lernprozesses.

  • Peer-Learning
    Mitarbeitende lernen voneinander in kleinen Gruppen oder Tandems durch Teilen von Wissen und Erfahrungen.
  • Planspiel
    Simulationsspiele zur Nachstellung realer Szenarien, die strategisches Denken und Problemlösung fördern.
  • Präsenzseminare mit digitaler Unterstützung
    Kombination traditioneller Workshops mit digitalen Tools wie Apps oder Online-Materialien.

Im Projekt MOONRISE wurde eine Referenzschulung entwickelt, die digitale Selbstlernmaterialien und einen praxisorientierten Präsenzschulungsteil kombiniert. Die E-Learning-Elemente vermittelten theoretisches Grundwissen und wurden als nachhaltig bewertet, da sie den Teilnehmenden jederzeit zur Verfügung standen. Im Präsenzteil wird das erworbene Wissen mit Hands-on-Lernen praktisch angewendet.
Die Kombination aus flexiblen digitalen Materialien und der praktischen Anwendung im Präsenzschulungsteil wurde insgesamt als besonders vielversprechend und lernförderlich bewertet. Sie förderte nicht nur den nachhaltigen Wissenserwerb, sondern unterstützte auch den direkten Transfer von Theorie in die Praxis.

  • Serious Games
    Spiele, die Unterhaltung mit Lerninhalten kombinieren und komplexe Themen interaktiv vermitteln.
  • Smart Learning Environments
    KI-gestützte Lernumgebungen mit personalisierten Inhalten und Fortschrittsüberwachung.
  • Storytelling (digital und analog)
    Emotionale und einprägsame Wissensvermittlung durch Geschichten, ergänzt durch digitale Medien.
  • Virtuelle Simulationen
    Realistische Nachstellung von Szenarien in virtuellen Umgebungen, ideal für risikobehaftete oder teure Trainings.
  • Web-Based Training (WBT)
    Online-Kurse und Lernmodule, die zeit- und ortsunabhängiges Lernen ermöglichen.

Im Projekt MOONRISE wurden Web-Based Trainings (WBTs) als moderne, interaktive und flexible Lernmaterialien entwickelt, die zeit- und ortsunabhängiges Lernen ermöglichen. Um unterschiedliche Lerntypen anzusprechen und die Aufmerksamkeit sowie den Lernerfolg zu steigern, wurden verschiedene Vermittlungsformate und Darstellungsformen integriert. Zudem kamen aktivitäts- und lernerfolgsfördernde Elemente wie Quizformate zum Einsatz.
Besonders positiv hervorgehoben wurde die Nutzung der Open-Source-Software H5P, die einfache Änderungsmöglichkeiten und eine kostengünstige Umsetzung der WBTs ermöglichte. Diese Kombination aus Flexibilität, Interaktivität und Wirtschaftlichkeit machte die entwickelten WBTs zu einem effektive nachhaltigen und zukunftsweisenden Lernformat.

  • Webinar
    Interaktive Online-Seminare, live oder aufgezeichnet, für Schulungen und Diskussionen.

Im Projekt MOONRISE wurden zu verschiedenen Themen wie Changemanagement, Kollaborationsarbeit oder IT-Trends Online Informationsveranstaltungen durchgeführt. Diese Veranstaltungen informierten in verschiedenen Vorträgen über thematische Grundlagen wie aktuelle Entwicklungen und Forschungsergebnisse und boten Raum für Diskussion und Erprobung.

  • WIKI
    Kollaborative Plattform zur Dokumentation und Pflege von Wissen durch Mitarbeitende.

Im Projekt MOONRISE wurden bei verschiedenen Anwendungspartnern Unternehmenswikis eingeführt oder deren Implementierung geplant. Diese Wikis erfreuen sich großer Beliebtheit und dienen dazu, unternehmensinternes Wissen und Prozesse strukturiert zu sammeln und allen Mitarbeitenden jederzeit leicht zugänglich zu machen. Gleichzeitig ermöglichen sie die Schaffung von Referenzprozessen, das Sammeln von Erfahrungswissen und die Umwandlung von implizitem in explizites Wissen.

Besonders positiv wurde die einfache Bedienbarkeit der Systeme hervorgehoben. Auch die Nutzung durch die Mitarbeitenden nahm deutlich zu, sobald erkannt wurde, dass das Wiki einen direkten Mehrwert für den Arbeitsalltag bietet. Im Rahmen der Implementierung zeigte sich jedoch auch, dass die Einführung eines neuen Wissenssystems alleine noch keine Garantie zum Erfolg ist. Um ein Wiki langfristig im Unternehmen zu etablieren, braucht es Zeit und personelle Ressourcen, die die Inhalte pflegen und auf dem Neusten Stand halten. 

Eine weitere Herausforderung im Einführungsprozess war die Wahl eines geeigneten Wiki-Systems sowie die Erstellung von Vorgaben und Strukturen für die Beiträge. Es wurde daher eine Übersichts- und Bewertungsmatrix für die Eigenschaften verschiedener Wiki-Systeme entwickelt, nach welcher im Projektkontext sowohl das System XWIKI als auch wikijs als jeweils besonders passend zu den Bedarfen der verschiedenen Anwendungsunternehmen und kompatibel mit dem HiCuMes-System hervorgingen. Um die Gestaltung des eingeführten Wikis wurde auf Basis der ISO-Norm 9241-210 (2019) einem Usability-Test unterzogen. Diese Ergebnisse tragen zur nachhaltigen Etablierung der Unternehmenswikis bei.

Quellen

  • Ergonomics of human-system interaction – Part 210: Human-centred design for interactive systems (ISO 9241-210:2019); German version EN ISO 9241-210:2019